Hammelburger-Album

Persönlichkeiten

von Marianne Ehling

Jugend

Am 11. August 2007 jährte sich der Geburtstag von Johann Jakob Faulstig, einem bedeutenden Künstler der Barockzeit aus Hammelburg, zum 310ten Male.
Sein Vater war der Schmiedemeister Johann Adam, seine Mutter Marie Eva, eine geborene Höffling. Johann Jakob war eines von sieben Geschwistern. Im Hammelburger Gymnasium erwarb sich der talentierte Knabe eine gute Bildung und beschloss, sein Leben der plastischen Kunst zu widmen. Wo und in welcher Werkstätte er die Grundlagen für sein späteres Wirken erlernte, ist leider unbekannt.

Am 22. November 1734 schloss der „Bildschnitzer“ mit der Tochter des „edlen und gelehrten Ratsherrn Rinecker“ in der Hammelburger Pfarrkirche den Bund fürs Leben. Die zweite Heirat erfolgte im September 1746 mit Anna Barbara Weishahn, der Tochter des Johann Adam Weishahn.

Bedeutender Barockkünstler

Faulstig überragte mit seinen Plastiken ähnliche Arbeiten anderer Bildhauer aus der Umgebung ganz beachtlich. Edle Formen mit einem Hauch von Verinnerlichung erfreuten manchen Kunstkenner des 18. Jahrhunderts, das ganz im Zeichen des Barock stand. Das mag wohl auch der Grund gewesen sein, dass der Fuldaer Fürstabt Amand von Buseck (1737- 1756) dem Meister sein Wohlwollen damit bezeugte, dass er ihm die Herstellung einiger größerer Plastiken übertrug.

Steintal

Am 17. November 1742 weihte der Fürstabt eine Votivkapelle im Steintal nahe Hammelburg. Bei dieser Gelegenheit versprach er, den Hauptaltar des Kirchleins auf eigene Kosten erreichten zu lassen. Und Johann Jakob erhielt den ehrenvollen Auftrag.
Im Jahre 1746 kam der neue Altar zur Aufstellung. Das Werk muss in seiner zurückhaltenden Einfachheit als „sehr gut“ bezeichnet werden. Es ist insofern eigenartig, als - statt Rundsäulen, wie es dem Zeitgeschmack entspochen hätte - Pilaster als Rahmen des Altarbildes in Erscheinung treten. Durch pyramidenartige Gebilde wird die Schlichtheit aufgelöst. Die Pilaster tragen einen schönen Aufsatz mit Putten, die den Baldachin über das Wappen des Stifters halten. Die ausdrucksvollen Figuren von St.Jakob und St.Anna flankieren den Altar. Das Altarbild „Die Anbetung der Hirten“ ist eine prächtige Arbeit des aus Wien stammenden Fuldaer Hofmalers S. Wohlhaupter.


Der Heilige Nepomuk

Fürstabt Amandus, seit 1752 Bischof der Fuldaer Diözese, weilte jedes Jahr einige Wochen zur Erholung in Hammelburg und war angetan von der Schönheit und der Sanftheit des Saaletals. Um den Bewohnern der Stadt ein besonderes Zeichen seines Wohlwollens zu geben, schenkte er der Stadt eine Steinplastik - den Hl. Johannes von Nepomuk -, die 1756 am Marktplatz erstellt wurde.
Kein geringerer als Meister Faulstig fertigte die Figur. Das mit einer Steinbrüstung umgebene Standbild zeigt den Heiligen im Priesterornat. Statt eines Baretts ziert ein Strahlenkranz, eine Gloriosa, sein Haupt. Die Putte auf der Rückseite des Standbilds hält im linken Arm ein Buch, das mit einem Hängeschloss gesichert ist. Ihr rechter Zeigefinger liegt auf den Lippen und symbolisiert das Beichtgeheimnis, das der Heilige gewahrt hat und dafür den Märtyrertod starb. Eine deutsche Inschrift berichtet vom grausamen Ende des standhaften Priesters in Prag. Eine zweite Inschrift, in Latein, gibt Zeugnis über den Stifter und den Schöpfer des Standbilds. Wir sehen hier ein Werk des späten Barock. Alles scheint in lichter, fließender Bewegung. Die ganze Darstellung spielgelt eine - auch malerisch - gute Arbeit des Künstlers.
 Foto: Ehling

Weitere Arbeiten

Weitere beachtenswerte Arbeiten des Künstlers sind die 1749/50 entstandenen Gartenskulpturen (Vasen, Musikzwerge) in der Fasanerie in Eichenzell bei Fulda; der 1733 errichtete - und einer der ältesten erhaltenen - süddeutschen Kreuzwege am Kloster Altstadt bei Hammelburg; der Grabstein des Konrad-Heinrich von der Tann (1743) sowie der Grabstein der Freiin Regina von Jöstelberg in der Pfarrkirche von Waizenbach (Wartmannsroth), der Gründerin des adeligen Damenstifts.


Zu den Arbeiten des Künstlers gehört neben dem Baldachin-Bildstock in Frankenbrunn (Markt Oberthulba) auch das Eingangstor der heutigen Herrenmühle in Hammelburg, das am ehemaligen „Mahler-Anwesen“ (Langer Graben) stand und 1745 gefertigt wurde.

310. Geburtstag

Heuer jährt sich der Geburtstag des herausragenden Hammelburger Künstlers des Barock zum 310ten Male. Es ist erfreulich, dass viele Touristen bei einem Gang durch die Saalestadt Interesse am Hl. Nepomuk bekunden. Auch die Stadtführer zeigen bei der „Altstadtrunde“ den Heiligen und weisen auf dessen Geschichte und Bedeutung hin - ein Stück Hammelburger Kultur, geschaffen von einem Hammelburger Künstler.

Der Hl.Nepomuk, der vor dem Bürgerspital in Hammelburg steht, ist eins der bedeutsamsten Werke von Johann Jakob Faulstig. Dank einer Bürgerinitiative wurde er vor zwei Jahren restauriert und vor weiterem Verfall bewahrt.

 


Quellennachweis:
Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg.
Zeitschrift „Mainlande“ von Heinrich Ullrich, 1951.
Kunstlexikon Berlin

 

Ein Fürst der Buchdruckerkunst im 16. Jahrhundert

von Marianne Ehling



Johannes Frobenius wurde 1460 im fränkischen Städtchen Hammelburg geboren und war Landsmann von Johann Petri und Johann Ammerbach. Über seine Jugend ist nur wenig bekannt. Er erlernte beim Buchdrucker und Verleger Anton Kohberger in Nürnberg das Formenschneiden.

Sein Freund, der junge Hans Holbein, malte den - im landläufigen Sinne - nicht eben schönen Mann, dessen Bild noch heute im Rathausremter von Hammelburg hängt. Hart schiebt sich das Kinn in seinem Gesicht vor, und knollig wirkt seine Sattelnase: Züge, die Holbein in seinem Werk abmilderte.

Vornehm wirkte dagegen die Gesamthaltung des Druckerherrn, der in seinem pelzverbrämten Mantel eine Ähnlichkeit mit Erasmus von Rotterdam aufweist. Das Portrait beherrschen die prüfenden Augen, die - sei es gewollt oder nicht - das Fluidum eines geistigen Menschen widerspiegeln.

1490 ging Frobenius nach Basel, um als Famulus bei Drucker Johannes Ammerbach zu arbeiten und erwarb dort die Bürgerrechte. Ein Jahr später kam sein erster eigener Druck heraus - die „Biblia latina“ . 1492 erfolgte die Aufnahme in die Safranzunft als „Johanneß der Bouchtrucker“.

In den folgenden Jahren bis 1496 gab es nur wenige eigene Drucke. Danach bildete Frobenius eine Druckergemeinschaft mit Johannes Petri. Im Jahre 1500 heiratete der Hammelburger zum ersten Male. Bereits ein jahr später wurde sein Sohn Hieronymus geboren. Von 1502 bis 1512 gründete Frobenius zusammen mit Ammerbach und Petri eine weitere Druckergemeinschaft, die in den nächsten Jahren eine sechsbändige Folio-Bibel herausbrachte.

Über den Tod seiner ersten Frau ist nichts bekannt. Jedoch heiratete Frobenius im Jahre 1510 ein zweites Mal - eine Tochter des Buchführers Wolfgang Lachner mit Namen Gertrud. In den Jahren 1511 und 1513 verstarb zunächst Johann Petri, dann Johann Ammerbach; die verlagsgemeinschaft wurde aufgelöst.

Titelseite des Buches „Naturalus Historia“ von Plinius d. Älteren, das 1549 von Frobemius gedruckt wurdeKein Geringerer als Erasmus von Rotterdam besuchte im August 1514 Johannes Frobenius in seinem Haus „Am Sessel“ in Basel und blieb - mit Unterbrechungen bis 1516. Das Druckerzeichen, der „Schlangenstab“, entwarf damals Urs Graf. Es beinhaltete den Leitsatz: „Kluge Einfalt und Liebe zum Guten“.

Der zweite Sohn Frobenius' wurde 1515 geboren und erhielt den Namen Erasmus, wobei Erasmus von Rotterdam Pate stand. Die Jahre 1516 bis 1520 waren von Schaffenskraft geprägt. Davon zeugt beispielsweise die Herausgabe des Neuen Testaments im griechischen Urtext. 1521 lässt sich auch Erasmus von Rotterdam in Basel nieder, das damit ein Zentrum der Buchdruckerkunst wird.   

Im privaten Bereich scheinen die Familienverhältnisse im Hause Frobenius nicht ganz ungetrübt. Der Vater und sein 20jähriger Sohn verstehen sich nicht gut. Erasnus von Rotterdam vermittelt zwischen den beiden und ermahnt den Sohn, seine Zeit gut zu nutzen und im Geschäft des Vaters mitzuarbeiten, nicht aber die Gesellschaft von Schlemmern und Müßiggängern zu suchen. Hiereronymus bedankt sich dafür, dass sein Vater ihm nunmehr wieder geneigter ist.

1521 geschah es dann, dass Frobenius von einer Bücherleiter direkt auf den Steinboden des Zimmers fiel und sich am Kopf verletzte. Davon erholte er sich nicht mehr so recht, und kein Geringerer als Paracelsus behandelte den Leidenden. 1527 stirbt Johann Frobenius an den Folgen eines Schlaganfalls nach einem neuerlichen Unfall.

Die Geschäfte wurden zunächst von seinem Sohn Hieronymus und dessen Schwager und bis 1587 von den Enkeln Aurelius und Ambrosius weitergeführt. Unter ihrer Leitung kam der Talmud heraus. 1587 wird der Name Froben letztmalig in einem Frankfurter Messekatalog genannt

Die Familie Frobenius ist vermutlich mit den Kindern des Friedrich Emmanuel (gest. 1757) im Mannesstamm erloschen. Nicht erloschen ist durch die Jahrhunderte die Wertschätzung der Hammelburger für ihren großen Sohn. Durch die Unterstützung der Bibliothek Schweinfurt, der Klöster Altstadt und Dietfurt sowie verschiedener Bibliotheken in Freiburg und Mainz konnte ein Überblick des Schaffens von Frobenius in allen Phasen zusammengetragen und in einer Ausstellung vereinigt werden.

Der 500. Geburtstag Frobenius' wurde 1960 in Basel wie auch in Hammelburg mit einem Empfang prominenter Basler Gäste im Rathausremter feierlich begangen. Der Kultusminister von Basel hielt die Laudatio. Bei einer Besichtigung im Rathaus in Hammelburg empfiehlt es sich, das Gemälde von Johann Frobenius, das Fritz Ringelmann Mitte des vergangenen Jahrhunderts schuf, genauer in Augenschein zu nehmen. Johann Froben,  Mitbegründer der Buchdruckerkunst - ein Hammelburger.

Mehr über Frobenius

 

 

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