Hammelburger-Album

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Zurück in die Jahre im Übergang zum jungen Mann. Gerade mal sechzehn Jahre, unterzog er sich 1694 der Tonsur in Mainz. Mit neunzehn Jahren das Bakkalaureat – das damalige Abitur, besser, die Zugangsberechtigung für ein Studium an einer Universität. Er trat noch in diesem Jahr, 1697, in das Benediktinerkloster Kloster in Fulda ein. Mit zwanzig Jahren Profess. Nichts Auffälliges gibt es bis dahin über ihn zu berichten.

Warum gerade in das Kloster Fulda? Seine Familie hatte in der Gegend von Fulda in Richtung der Wetterau ein Lehen im Erbgang vom Reichskloster Fulda genommen. Lange zurückliegend. Daher die Verbundenheit seiner Familie mit Fulda und seinen Äbten. Das gab den Ausschlag. Adolf wird wohl dem Rat des Vaters gefolgt haben. Die Sache war ja innerfamiliär längst entschieden, Adolf war für den geistlichen Stand bestimmt. Wie zwei seiner Brüder, die bereits Chorherren in Würzburg waren.

Als ALUMNUS NOBILIS trat er im Benediktinerkloster zu Fulda ein. Der Adelsnachweis, drei Generationen zurück, war gefordert. Die Hürde war für einen Dalberg leicht zunehmen. Von vornherein stand fest, der junge Benediktiner Adolf wird in das Domkapitel aufgenommen, er wird Domherr. Mitbrüder bürgerlicher oder bäuerlicher Herkunft, konnten Pfarrer, Vikare, Kapläne werden. Die großen Leitungsaufgaben in der römisch-katholischen Kirche waren ihnen versagt. Das fünfzehn-köpfige Domkapitel, ein rein adelig besetztes Führungsgremium in der Diözese und das Beratungsgremium für den Abt in weltlichen Angelegenheiten als Territorialherr. Zwei verschiedene Verwaltungsstränge. Hier der Klerus mit seinen Erwartungen an finanzieller Unterstützung und da die Landesverwaltung, die ähnlich wie eine heutige Bezirksregierung dem Wohl des Landes und seiner Bürger verpflichtet.

Nach der Profess mit zwanzig Jahren und Priesterweihe mit dreiundzwanzig, schickte ihn sein damaliger Abt Placidus von Droste 1699 zum Studium nach LÖWEN in der Provinz Flandern, im heutigen Belgien, etwa zwanzig Kilometer von Brüssel entfernt. Die Jahre dort waren für ihn die prägende Zeit. Das mittelalterliche Denken, die Scholastik hat ihren Rang verloren, Nikolaus von Kus, Cusanus und Thomas von Aquin waren überwunden. Das Zeitalter der Aufklärung, in Ansätzen, hat etwa ab 1700 begonnen. Ein frischer Wind weht durch die Universitäten und Studierstuben in Westeuropa.

Aufgeschlossenen jungen Menschen muss die Begegnung mit dem Gedankengut der Aufklärung wie eine Befreiung gewesen sein. Auf die Hochschullehrer kam es an.

Als Abt vergab er die Studienplätze. Es gibt zu denken, dass Dalberg nur einen einzigen seiner Studenten aus Fulda nach Rom schickte. Das lag bestimmt nicht an den Reisekosten. Er schickte sie in die Niederlande und an die Hohe Schule in Paris.

1702 kam Adolf v. Dalberg aus Löwen zurück und empfing in Erfurt die Priesterweihe. Der Weg war frei für seine Aufnahme in das Stiftskapitel.

dalberg wohlhaubter1726 wählte nach dem überraschend eingetretenen Tod des Fürstabtes Konstantin von Buttlar das Domkapitel einstimmig Adolf von Dalberg, damals achtundvierzig Jahre alt. Das Domkapitel wählte ihn gewiss wegen seiner geistigen und charakterlichen Vorzüge. Inzwischen als Propst in Zella, vierundzwanzig Jahre an der kirchlichen Basis, lebenserfahren in Seelsorge und Verwaltung. Ein Gesichtspunkt war nicht ohne Bedeutung für seine Wahl: Der gute Name seiner Familie im Reich. Genauer im Erzbistum Mainz und im Kurfürstentum der Pfalz. Mit den Wittelsbachern kamen die Dalbergs gut zurecht. Dalbergs waren überall in hohen Positionen.

Die Bevölkerung wuchs nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, die Pestjahre waren fast vergessen. Jeder der Adolf von Dalbergs Bau- und Bildungsprojekte auflistet, fragt sich, wie die kostspieligen Bau- und Umbaumaßnahmen und die Bildungseinrichtungen finanziert wurden. Was leistete eigentlich sein Vorgänger auf diesem Gebiet? Es wäre spannend zu erfahren, wie Dalberg dies alles finanzierte, ohne seine Staatskasse zu ruinieren. Aus seinem Privatvermögen waren seine Ideen und Pläne nicht umzusetzen.

Wie er es darüber hinaus auch noch schaffte, verpfändeten Besitz des Hochstiftes einzulösen, ist ebenfalls fiskalisch bewundernswert. Ein Schäuble im 18. Jh. Jedenfalls, die wieder eingegliederten Dörfer waren inzwischen evangelisch. Das protestantische Hessen und Sachsen–Coburg waren die angrenzenden Territorien. Für Adolf von Dalberg kein Grund, eine Gegenreformation in Gang zu setzen, wie hundert Jahre davor Julius Echter von Mespelbrunn. Dessen Wahlspruch war „Alles für das Volk, nichts mit dem Volk“. Es genügte ihm, wenn bei der Verlobung eines zukünftigen Paares von vornherein die Konfession der Kinder festgelegt wurde. Er stimmte auch dieser Regelung zu, dass die Eltern sich einigten: das männliche Kind wird evangelisch getauft, das weibliche Kind katholisch, oder umgekehrt. Übrigens eine Regelung die noch im 19. Jh. In Familien getroffen wurden, wenn die Ehepartner konfessions-verschieden waren. Ein Kompromiss, der durchaus tragfähig war.

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