Badefreuden
Wir hatten auch eine Badeanstalt, genannt Badschule. Das war die Saale unterhalb des Spielplatzes. Zuerst war sie auf der Insel, dann auf der rechten Seite. Es standen da ca. 5 kleine Holzhütten, nicht mehr als 2 qm groß, aneinandergebaut. Da zogen sich die Mädchen um. Die Männer besorgten das im Freien.
Arbeitsalltag
Wir hatten zuletzt 6 Millionen Arbeitslose. Eine Familie mit Kindern bekam wöchentlich fünf Mark Unterstützung. Doppelverdiener durfte es in keiner Familie geben.
Für viele Familien war neben der kleinen Landwirtschaft die einzige Einnahmequelle der Weinberg. Sobald der Most gärte, wurde er als Federweißer ausgeschenkt. Dies geschah in den Heckenwirtschaften. Im Erdgeschoss wurde das Wohnzimmer ausgeräumt, Tische und Bänke aufgestellt, und ein Tannenwedel über der Haustüre zeigte an, dass die Wirtschaft eröffnet ist.
Es dauerte einige Wochen, bis die Ernte abgesetzt war. Danach konnten die Rechnungen in den Geschäften bezahlt werden. Es wurde seinerzeit viel ins Buch geschrieben (d.h. angeschrieben). Der Schoppen kostete 15 Pfg. Als Brotzeit gab es Kuhkäse. Der war manchmal arg bitter. Es war aber immer sehr fidel in den schummrigen Stuben. Die Kloverhältnisse waren schlimm.
Die Nazis
Ab 1923 begann die Zeit, in der die Nazis versuchten, an die Macht zu kommen. Es begannen die großen Wahlkämpfe. Zuletzt wurde in immer kürzeren Abständen gewählt, manchmal zweimal im Jahr. Jedes mal bekamen die Nazis mehr Zulauf, je aussichtsloser die Lage wurde. Es war eine aufregende Zeit.
Der Tag der Machtergreifung kam. Es sah zuerst alles gut aus. Jeder hatte Arbeit, alle konnten sich satt essen. Es herrschte Disziplin. Die Jungen mussten zum Arbeitsdienst, die Mädchen nach Schulabschluss ein Pflichtjahr im Haushalt machen. Vorher konnte niemand eine Lehrstelle antreten.
Bei der Machtübernahme wurden viele Anhänger der Bayerischen Volkspartei (BVP) interniert.
Der Kampf gegen die Kirche und den Klerus trat jetzt offen zu Tage.
Die Fronleichnamsprozession durfte nicht mehr durch die Kissingerstraße ziehen, sondern musste durch unsere Straße und am Johannes den Altar aufbauen.
Spitzel der Partei gingen die Straße durch und registrierten, wer seine Häuser geschmückt hatte und wer seine blau-weiße Fahne aufgezogen hatte.
Die Vogels Peppi, Besitzerin des Gasthauses „Krone“ (heute Kupsch), ging da immer auf ihren Dachboden. Wenn die Prozession von der Kirchgasse ankam, schob sie schnell ihre Fahne zur Dachluke raus, hielt sie solange fest, bis die Prozession ab Spital weiterzog, dann holte sie die Fahne schnell wieder zurück, damit sie nicht verraten wurde. Die Spitzel waren erst nachher unterwegs.